Ein poetisches Grabmal für Ulrike Keilpflug

Der Baum

So stehen,

hoch,

etwas wettergekrümmt vielleicht,

aber im Boden tief verwurzelt,

mich kaum bewegend,

doch hinreichend biegsam

nur im Wind leicht mich zu wiegen.

Wohnstatt den Vögeln,

dem Eichhörnchen und anderem Getier,

in meinen Zweigen,

in meinen Höhlen,

unter meiner Rinde selbst.

Grün keimend im März.

In meinem sich entfaltenden Blattwerk

still zu empfangen:

Sonnenenergie,

Licht und Wärme,

Kraft.

Dann weiß leuchtend und duftend

blühen tausendfach,

zu locken

Bienen und andere Insekten.

Ihrer Befruchtung folgend

rot, süß und schwer

meine Früchte bilden,

und dann nur noch

geben,

geben,

geben,

auch schließlich noch das letzte,

meine herbstbunte Blätterzier.

Übrig bleibt mein Stamm,

nackt, krumm und knorrig zwar,

aber mit zahlreich verästelten Zweigen,

deren Spitzen alle gen Himmel zeigen.